16.11.2023

Verlegung von weiteren acht Stolpersteinen

Künstler und Initiator Gunter Demnig kam erneut nach Marktheidenfeld

Zum Gedenken an Marktheidenfelder Opfer des Nationalsozialismus verlegte der Künstler Gunter Demnig am Freitag, den 10. November 2023 in Marktheidenfeld weitere acht Stolpersteine an drei Orten in der Innenstadt. Der Tag wurde bewusst um den 85. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November gewählt.

„Die letzten Wochen haben uns schmerzlich vor Augen geführt, was Hass und Fanatismus für schreckliche und unmenschliche Auswirkungen haben“, betonte Marktheidenfelds Erster Bürgermeister Thomas Stamm und ergänzte: „Wir sind verantwortlich, dafür zu sorgen, dass Nationalsozialismus, Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus in Marktheidenfeld keinen Platz haben.“

Im März 2022 verlegte Gunter Demnig erstmals zwölf Stolpersteine in Marktheidenfeld. Nun wurden ein weiterer Stolperstein an der Oberen Gasse 10, weitere vier Stolpersteine am Anwesen in der Obertorstraße 18 sowie drei Stolpersteine am Marktplatz 7 gesetzt.

Stolpersteine sind ebenerdig in den Boden eingelassene Würfel aus Beton mit einer Kantenlänge von 10 Zentimetern, auf denen jeweils eine quadratische Messingplatte befestigt ist. In die Messingplatte sind der Name und die Lebensdaten des Menschen eingraviert, der an dieser Stelle einst seinen letzten freiwillig gewählten Wohnort hatte.

Das Gedenken begann in der St. Laurentius-Kirche von Marktheidenfeld. Schülerinnen und Schüler der Realschule Marktheidenfeld gingen im Rahmen eines Gottesdienstes auf die Reichspogromnacht vor 85 Jahren ein. Zudem gab es ein interreligiöses Gebet.

Anschließend wurde an der Oberen Gasse 10 der Stolperstein für Hermine Freimark verlegt. Die Gestaltung übernahmen Schülerinnen und Schüler der FOS/BOS Marktheidenfeld. Sie gingen auf den Werdegang der 1876 in Urspringen geborenen Hermine Freimark ein. Sie kam 1887 nach Marktheidenfeld und betrieb dort ab 1911 ein Wollwarengeschäft. 1938 emigierte sie in die Niederlande und wurde im August 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

In der Obertorstraße 18 setzte Gunter Demnig vier Stolpersteine für Adolf und Babette Freimark sowie ihre Kinder Recha und Leo Freimark ein. Schülerinnen und Schüler des Balthasar-Neumann-Gymnasiums und der St. Nikolaus-Schule gaben nähere Informationen und berichteten über die Familie, die 1934 in die USA flüchtete.

Abschließend wurden am Marktplatz 7 drei Stolpersteine für das Ehepaar Albert und Helene Heimann sowie deren Tochter Ruth verlegt. Schülerinnen und Schüler der Mittelschule und der St. Kilian-Schule aus Marktheidenfeld gaben nähere Informationen aus dem Leben der Familie. Albert Heimann kam 1908 mit seiner Frau Helene nach Marktheidenfeld und eröffnete eine Eisenwarenhandlung. Das Geschäft wie auch seine Wohnung wurden beim Novemberpogrom 1938 verwüstet. 1939 zog die Familie nach Frankfurt, wo sich ihre Spur verliert. Im Bundesarchiv findet sich der Eintrag „unbekannter Deportationsort, für tot erklärt.“ Tochter Ruth gelang die Flucht nach New York.

 

An Verlegung nahmen neben den Schulvertretern und den Bewohnern der Häuser auch Erster Bürgermeister Thomas Stamm, Vertreter des Historischen Vereins Marktheidenfeld und Umgebung e.V. sowie Repräsentanten der Marktheidenfelder Kirchen teil. Zudem begleiteten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger das Gedenken.

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